Lampe

“Lampe” – Zeichnung von Hugo Heikenwaelder

Heute ist der Tag der “Lampe” !

Jeder hat eine, jeder braucht eine, – am Nachtkastl, um im Bett zu lesen, oder im Hintergrund beim Fernsehen, um eine gedämpfte Atmosphäre herzustellen, oder nachts, damit man nicht über die Katze fällt, bei der Wanderung zum Kühlschrank oder zur Schokolade und zurück. Die Lampe ist unentbehrlich. Doch wer hat sich dieses Ding in Wahrheit schon einmal genau angesehen ? Es ist einfach immer da, wird fast automatisch eingeschaltet und wieder ausgeschaltet, und in dieser Sebstverständlichkeit wird es in Wirklichkeit kaum mehr beachtet. Drum erlaube ich mir heute, auf diesen wichtigen Gegenstand hinzuweisen, ihn neu darzustellen, der nur mehr wahrgenommen wird, wenn die Glühbirne kaputt geht und ersetzt werden muss.

Hier die Variante in Farbe !

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Und bei der Bildgestaltung ist es wie beim Heurigen. Neben ein paar lustigen Freunden und hübschen Mädels braucht man nur 3 Dinge : 1 Wiener Schnitzel, 1 Erdäpfelsalat, 1 Weißen Spritzer, – und schon geht die Party los !
Beim Zeichnen ist es nicht anders, – man braucht nur : 1 Tischchen, 1 Lampe, 1 Bücherschrank, – und schon ist man mitten drin im “Kunstschaffen” !
Der Rest ist dann das individuelle Können : Raumaufteilung (Komposition), der (angeborene) Strich, und die perfekte Palette (Kolorit). Und, Schwuppdiwupp, schon ist das neue Kunstwerk fertig. Okay, so Schwuppdiwupp geht es auch wieder nicht, – man hängt schon mal 15 Stunden dran, bis die Kiste fetzt. Aber sei’s drum. Man hat ja sonst nichts zu tun . . . außer die Kater zu bürsten, die Römertherme zu besuchen, oder, wie heute, schnell mal zur Wahl zu gehen und seine Stimme abzugeben, -. . .

Und hier die Zeichnung in Schwarz-Weiss !

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Woher aber kommt sie, diese unbändige Energie, Schönheit zu erschaffen, sie völlig individuell zu gestalten, sie herzuzeigen und zu verbreiten ? Tief im Innern ist diese Unruhe, die einen unaufhörlich zwingt, Neues zu erschaffen, eine bestimmte Perspektive zu wählen, Form und Farbe immer wieder neu zu definieren, und seinem Gesamtwerk eine weitere Nuance hinzuzufügen.
Man macht es im Grunde nicht wegen des (vielen) Geldes, (ich war mein Lebtag immer überbezahlt, denn in Wahrheit hätte ich es auch umsonst gemacht), sondern man will sein Talent ausloten, dazugehören zur Gruppe der offensichtlich Begabten, und seiner inneren, absoluten und einzigartigen Sicht der Dinge einen ganz persönlichen Ausdruck verleihen. Und ja, das Hochgefühl, die totale Euphorie, die sich nach einem weiteren, geglückten Mal-Coup einstellt, ja dieses Glücksgefühl ist unbeschreiblich, wird zur Sucht, zur Obsession, – zum dauerhaften, sich immer wiederholenden KICK, den man täglich braucht, um dem Irrsinn dieser Tage etwas entgegenzusetzen.
Im Rausch des Zeichnens, diesem stundenlangen FLOW, vergißt man die Welt, die Zeit, die Banalität des äußeren Lebens, dringt ein in das Universum und das Mysterium seines künstlerischen Automatismus, – es gibt kein Denken mehr, die Hand werkt wie losgelöst vom Körper, automatisch gesteuert wie von Geisterhand, fehlerlos bis zur letzten Linie, – und am Ende staunt man selbst über die Natürlichkeit seines Werkes, seine individuelle Kraft, diesen ganz persönlichen Wurf und Ausdruck. Und am Ende fragt man sich immer wieder : Wie war das möglich, wie hat man das bloß hinbekommen, wo kam diese ultimative Sicherheit in der Gestaltung, der Komposition, der Strich- und Linienführung, des aus dem tiefsten Inneren herkommenden Kolorits her, das auch ohne nur 1 Sekunde nachzudenken die richtige Farbe mischt und aufträgt, bis das Werk vollendet ist ?
Die Wahrheit ist : Ich weiß es nicht, niemand weiß es, – es ist einfach da, ein ewiges Rätsel, ein Mysterium, ein Wunder.
Dankbar schmeiss ich mich auf den Boden, demütig darüber, mit diesem Geschenk der Schöpfung geboren zu sein, mein ganzes Leben mit mehr oder weniger nichts Anderem verbracht zu haben, als zu zeichnen und zu malen, und immer noch das Privileg zu genießen von meiner Kunst, seelisch, ästhetisch und materiell getragen zu werden. Mit einem Wort : Glück gehabt !
Und auch meine neueste “Lampe” entstand in den letzten 2 Tagen in diesem Schaffensrausch, in den ich täglich versinke, um meiner inneren Stimme zu folgen, und ein neues Bildwerk zu gebären, mit dem ich euch überraschen kann.
In diesem Sinne hoffe ich, dass ihr meiner schönen “Lampe” mit Wohlwollen begegnet, und sie als Geschenk meiner späten Jahre betrachtet, und ihr einmal sagen könnt : “Ich war dabei, in dieser seiner letzten schöpferischen Phase, – und ich habe es bewußt miterlebt. Danke dafür.”
Alles Liebe euch allen, einen schönen Sonntag noch, – und, wie sagte unser alter Kaiser immer : “Es hat mich sehr gefreut” – euer Hugo von Kritzelflink



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